Acht Lesungen

  mit Adelbert-von-Chamisso-Preisträgerinnen und -Preisträgern der Robert Bosch Stiftung



Fremd sein...
 

Selim Özdogan
Einführung
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Professor Pröpstls Puppentheater, Freitag, 13. 05. 05

 
Marica Bodrozic
Yoko Tawada
Adel Karasholi
Zehra Çirak
Selim Özdogan
Vladimir Vertlib
Catalin D. Florescu
Francesco Micieli



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"Die Worte sind da, sie müssen einem nur einfallen"

Aspach Viel Spaß und lehrreiche Einblicke in die Kunst des
Geschichtenschreibens gewährte der Autor Selim Özdogan
Schülern der 9. Klasse in der Grund- und Hauptschule
Großaspach bei einer kurzweiligen Schreibwerkstatt.

Der 1971 in Köln geborene Sohn türkischer Eltern vermittelte im
Rahmen der Veranstaltungsreihe "Fremd sein . . .", die von
Professor Pröpstls Puppentheater in Zusammenarbeit mit dem
Kunstverein Aspach und der Bosch-Stiftung veranstaltet wird,
den Schülern an zwei Vormittagen auf interessante Weise, was
beim Schreiben zu beachten ist.

Die Schüler im Alter von 14 bis 16 Jahren konzentrieren sich auf
ihre Nasenlöcher. Nein, das ist keine Entspannungsübung. Sie
ergründen genau, wie sie die Luft einsaugen, ob durch ein
Nasenloch mehr Luft dringt, als durch das andere, und wo die
Luft wieder zusammentrifft. Zweck der Übung ist es, sich ganz
selbstverständliche, alltägliche Vorgänge bewusst zu machen.
"Wir sehen über Dinge weg, die jeden Tag da sind", erklärt
Selim Özdogan. Der Autor und Adelbert-von-Chamisso-Preis-
träger will den Schülern vermitteln, wie wichtig es ist, Details
wahrzunehmen. Das Geheimnis heißt: genau hinsehen. Das
verdeutlicht er anhand einer weiteren Übung. In 30 Sekunden
sollen die Jugendlichen so viele Begriffe nennen, wie ihnen zu
ihrem Klassenzimmer einfallen. "Tisch, Stuhl, Tafel, Fenster...",
zählen sie auf. Irgendwann ist das Repertoire erschöpft. Aber
es gibt nicht nur diese Oberbegriffe. Ein Fenster hat eine
Scheibe, einen Rahmen und einen Griff. Ein Stuhl hat eine
Lehne, Stuhlbeine und eine Sitzfläche. Selim Özdogan will den
Blick und das Wahrnehmungsvermögen der Schüler schärfen.

"Wir können nur schreiben, was wir sehen oder wissen," erklärt
er. "Die Worte sind da, sie müssen einem nur einfallen." Natür-
lich sollen sich die jungen Teilnehmer der Schreibwerkstatt
auch im Verfassen von Texten üben. Es werden zehn Themen
festgelegt, wie beispielsweise "Verlust", "Liebe", oder "Die
Wichtigkeit des Lebens." Die Geschichten fallen sehr unter-
schiedlich aus. Da geht es um den Verlust einer Münze, die Opa
so sehr geliebt hat, oder um das Verlieren eines Geldbeutels,
aber auch um sehr tragische Verluste, wie den Tod der Mutter
durch einen Autounfall. Während einige Schüler ihre Texte
schon zu Ende geschrieben haben, sind andere noch beschäf-
tigt. Özdogan sorgt dafür, dass keine Langeweile aufkommt.
Mit denen, die schon fertig sind, macht er Wortfindungsspiele
und Worträtsel. Die Schüler sind mit Interesse und Spaß bei der
Sache. Dann werden die Texte besprochen. Der Autor macht
Verbesserungsvorschläge. Was hätte man anders machen
können? Was fehlt oder ist überflüssig? Sind die Begriffe
wirklich treffend? Ist die Handlung schlüssig? Die Teilnehmer
schreiben eine zweite Version unter Berücksichtigung der Ver-
besserungsvorschläge, und die meisten sind mit ihrer Geschich-
te sehr zufrieden. Die Urteile der Schüler am Ende der Schreib-
werkstatt waren durchweg positiv. "Wir haben viel gelernt und
es hat großen Spaß gemacht", drückt es eine Schülerin aus. Am
liebsten hätten die Jugendlichen die Schreibwerkstatt noch
länger fortgesetzt.

Der Autor Selim Özdogan hielt außerdem Lesungen in Professor
Pröpstls Puppentheater im ehemaligen "Löwen" in Großaspach
und in der Max-Eyth-Realschule und der Tausschule in
Backnang.

Backnanger Kreiszeitung, 19.05.2005